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Hinter den Kulissen

Soziale Manufakturen auf Tour

Pressemitteilung vom 23.07.2017 – Die Sozialen Manufakturen stellen sich vor
26. Juni 2017 Tredaktion

Beschäftigte qualifizieren sich für den Handel am Marktstand und Online

Werftküche, Knastwerk und Gemüsewerft verkaufen gemeinsam als Soziale Manufakturen

In einem außergewöhnlichen Modellprojekt erproben drei soziale Träger gemeinsam, ihre selbst hergestellten Produkte zu verkaufen. Seit Anfang Mai bereiten sich dafür neun Beschäftigte aus den Manufakturen in einer trägerübergreifenden Fortbildung darauf vor. Die beteiligten Sozialen Manufakturen sind die Werkstatt Bremen/ Martinshof, die Justizvollzugsanstalt Bremen und die Gesellschaft für integrative Beschäftigung Bremen (GiB). Zum ersten Mal live wird das Projekt mit einem Verkaufsstand auf dem Breminale-Sonntag zu erleben sein. Gleichzeitig startet ein Online-Shop.

Unter ihren Produktlinien Werftküche, Knastwerk No.1 oder Gemüsewerft produzieren die Manufakturen Saucen, Bio-Öle, Taschen, Urban Gardening-Palettenbeete oder geschmiedete Grills. Die Produktion schafft Arbeit für Menschen, die aufgrund von Beeinträchtigungen oder ihrer derzeitigen Lebenslage sonst keine Arbeit hätten. Als Soziale Manufakturen vertreiben die drei Einrichtungen jetzt gemeinsam ausgewählte Produkte.

„Das Projekt möchte durch unternehmerisches Handeln Antworten auf soziale Herausforderungen finden. Die Sozialen Manufakturen sind eine besondere Qualität unseres Stadtteils. Sie schaffen Arbeit und ihre Produkte sind handgemacht, von höchster Güte und fair produziert,“

sagt Stadtteilmanager Lars Gerhardt vom Gröpelingen Marketing e.V, die das Projekt ins Leben gerufen haben.

Die Erzeugnisse aus den Manufakturen sollen mit einem gemeinsamen Onlineshop und Verkaufsständen auf der Breminale (09.07.), dem Gröpelinger Sommer (06.08) und dem Martimen Markt auf der Martimen Woche (24.09) bekannter werden.

Neugier auf Verkaufsstrategien

Auf den Sommerfesten werden die Produkte von den Beschäftigten, die an der Qualifizierung teilnehmen, an einem speziell designten Marktstand vertrieben. Annette Gödecke kennt Kundengespräche bereits aus dem Verkauf und Service im Café Brand. Doch für das Projekt Soziale Manufakturen haben sich die Teilnehmer in Workshops vorbereitet. Es ging um korrekt ausgezeichnete und etikettierte Produkte, erfolgreiche Verkaufsgesprächsführung, den Umgang mit dem modernen Ipad-Kassensystem von Inventorum und verkaufsfördernde Dekoration. „Eine ungerade Zahl an Marmeladengläsern verführt zum Beispiel eher zum Kaufen. Mal schauen, wie unsere Produkte ankommen“, verrät Annette Gödecke. Auch Pierre Hölscher hat sich freiwillig weitergebildet. „Ich wollte mehr über das Verkaufen lernen und freue mich auf die Breminale“, sagt der Mitarbeiter aus dem Airport-Shop vom Martinshof. Antonio Mamalisi (Name geändert) aus der Justizvollzugsanstalt wollte sich auf seine Entlassung vorbereiten. „Ich habe schon 15 Jahre in der Gastronomie gearbeitet und eine Herausforderung gesucht. Mich hat der Umgang mit Kassensystemen auf dem neusten technischen Stand gereizt“, erzählt er. Auch Svenja Weber, die Projektleiterin von Gröpelingen Marketing e.V., haben die letzten Wochen beeindruckt. „Das Interesse an allen Vertriebsthemen war riesig. Jetzt steigt die Vorfreude auf den Moment, wenn das Wissen am Verkaufsstand eingesetzt werden kann“, sagt Weber.

Ausgewählte soziale Produkte mit Mehrwert

Qualifizierung mit möglichst realitätsnahem Bezug zur normalen Arbeitswelt ist für die drei beteiligten Einrichtungen sehr wichtig. „Das Projekt bietet den Beschäftigten die Chance auf Anerkennung von außen. Jeder Mensch möchte Anerkennung für seine Arbeit. Sozial produzierte Produkte mit handgemachtem Charme können auch cool sein und wirtschaftlich überzeugen. Die Teilnehmer können sie mit Stolz verkaufen“, sagt Michael Scheer, Geschäftsführer der Gemüsewerft (GiB). Eigens für das Gemeinschaftsprojekt baut die GiB jetzt verschiedene Hochbeet-Modelle aus Europaletten für das Gärtnern in der Stadt. Bettina Siebert-Kossmann kümmert sich für die Werkstatt Bremen (Martinshof) um die Auftragsannahme und den Verkauf und leitet die Schulungen in dem Projekt. „Keiner der Teilnehmer hat geschwänzt. Alle waren hochmotiviert bei der Sache und haben sich gegenseitig unterstützt. Sie stehen hinter ihren Produkten‘“, sagt Siebert-Kossmann. Die mittlerweile 120 Beschäftigten im Lebensmittelbereich bei der Werkstatt Bremen steuern Kaffee, Tee, Öle und Marmelade in Bio-Qualität aus der Bremer Werftküche bei. Für die Teilnehmer der JVA Bremen bieten die Verkaufsgelegenheiten auf den Märkten besondere Chancen mit der Berufswelt in Kontakt zu kommen. „Ein geregelter Tagesablauf und eine Arbeitsstelle verhindern das Risiko für kriminelle Rückfälle. Projekte wie „Soziale Manufakturen“ ermöglichen passgenaues Wissen für die Jobsuche nach der Haft“, erklärt JVA-Leiter, Dr. Carsten Bauer. Die Insassen der JVA Bremen produzieren unter der Marke „Knastwerk No. 1“ Taschen aus alten Film-Bannern, verzinkte Garten-Kohle-Grills in verschiedenen Größen und Chutneys und Soßen aus der Knasteria-Küche. „Wir freuen uns auf noch mehr Nachfrage nach unseren Produkten. Je mehr Erzeugnisse wir auf dem Markt verkaufen können, desto mehr sinnvolle Arbeit können wir den Insassen innerhalb der Anstalt anbieten“, sagt Bastian Nitzschke, Vertriebs- und Produktionsleiter der JVA Bremen.

Die Mittel für das Gemeinschaftsprojekt stammen aus dem Europäischen Sozialfonds und dem Landesprogramm „LOS – Lokales Kapital für soziale Zwecke“ des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen Bremen. Das Ipad-Kassensystem wird von der Firma Inventorum aus Berlin unterstützt. Der Onlineshop wird zum Breminale-Sonntag (09.07.2017) online gehen.

Teilnehmer der Qualifizierungsmodule v.l. Annette Gödecke, Antonio Mamalisi & Pierre Hölscher